P3 7-8/2021 de

The Endless Enigma

„Passer vs. Register“? - So passt es!

Bildung & Beruf

Zwei Beiträge in der P3 zu Fachbegriffen aus der Druckindustrie haben zuletzt für einige Verwirrung gesorgt.

Sicher ist, dass die (Umgangs-)Sprache immer im Wandel ist. Und das gilt auch für die Fachsprache in der Druckindustrie. Insbesondere durch den technologischen Wandel verlieren Fachbegriffe zu nicht mehr eingesetzten Technologien ihre Bedeutung. Aber nicht jeder neue Begriff aus den technischen Informationen von Herstellern und aus der fachlichen Umgangssprache ist eindeutig oder wird zu einem allseits verständlichen und akzeptierten Fachbegriff.

Wir möchten mit diesem Beitrag die zu den Fachbegriffen Passer und Register entstandenen Verwirrungen beseitigen.

Verfahrensübergreifende Begriffe

Immer noch gilt in Deutschland eine eindeutige, feststehende Basis für die Kommunikation und Dokumentation, und das sind Normen. Für die Druckindustrie ist es u.a. die aktuelle Norm

  • DIN 16500-2:2018-09, Teil 2: Verfahrensübergreifende Begriffe (Beuth Verlag, Berlin).

Einführend wird in dieser derzeit gültigen Norm ausgeführt:

„Diese Norm legt die Grundbegriffe der Drucktechnik fest. Sie soll die Fachsprache im festgelegten Rahmen vereinheitlichen, um eine unmissverständliche Anwendung von Fachbegriffen in Betrieb, Ausbildung und Wissenschaft sicherzustellen. Diese Norm erklärt die Grundbegriffe nach dem neuesten Stand der Technik und nach terminologischen Grundsätzen, wobei Mängel im bestehenden Sprachgebrauch möglichst ausgeschaltet oder im Interesse des praktischen Verständnisses als solche gekennzeichnet werden. Weitere hier nicht aufgeführte Wortverbindungen sind aus den Grundbegriffen abzuleiten …“

Und das ist unser Anliegen: Eine eindeutige, korrekte Fachsprache in der Druckindustrie nach einer deutschen Norm, die den Produktionsabläufen entspricht und eine einheitliche Kommunikation ermöglicht. Nur so sind beispielsweise bundeseinheitliche Prüfungsaufgaben zu erstellen und eindeutig zu bearbeiten.

In diesem Sinne kritisieren wir die beiden Artikel zu „Passer vs. Register“.

Demnach gilt für unsere Kommunikation auch nicht das Argument, dass sich beispielsweise Maschinenhersteller bei ihren Angaben (Passer = Register) auf internationale Bezeichnungen beziehen wollen. Ein Autor sagt in seinem Artikel, dass bestimmte Begriffe ohne Fachliteratur nur unzureichend definierbar sind. Und das ist richtig. Die Basis dazu müssen dann aber die geltenden DIN-Normen sein.

Die DIN 16500-2:2018-09, Teil 2 erläutert verbindlich diese beiden Fachbegriffe:

Passer

  • Genauigkeit, mit der der vorgesehene Stand der zu reproduzierenden Details bei einer Folge von Arbeitsgängen erreicht bzw. eingehalten wird.
    Beispiel: Im Mehrfarbendruck ist die Folge von Arbeitsgängen der Übereinanderdruck der einzelnen Teilfarben.
    Anmerkung zum Begriff: Das korrekte Synonym zu „Passer“ ist „Passgenauigkeit“ und nicht „Passergenauigkeit“.

Register

  • Seitengestaltung: Deckungsgleiches Übereinstimmen in der Stellung des Satzspiegels wie auch einzelner Zeilen bei der Herstellung (z.B. Drucken, Falzen) mehrseitiger Druckerzeugnisse.
  • Informationstechnik: Nach bestimmten Merkmalen (z.B. Alphabet) geordnetes Verzeichnis.
  • Druckweiterverarbeitung: Stufenförmige Ausstanzungen an den Vorderkanten der (Buch-)Seiten zum schnelleren Aufschlagen bestimmter (Buch-)Teile, auch als Griff- oder Daumenregister bezeichnet.
  • Anmerkung zum Begriff: Der Begriff wird im Deutschen oft fälschlicherweise für Passer verwendet, weil im Englischen für beide Begriffe „register“ verwendet wird.
  • Das Register kann als „Durchsichtspasser“ aufgefasst werden.

Soweit die Angaben in der DIN-Norm.

Umfangreiche Recherchen von Helmut Teschner mit zahlreichen Kontakten zum „DIN-Normenausschuss Druck und Reproduktionstechnik“ (Beuth-Verlag Berlin), zu Fachleuten (u.a. bvdm, FOGRA, SID, IPM, berufliche Schulen) sowie in der Fachliteratur konnten unsere weiteren Erklärungen zusätzlich belegen, zeigten aber auch „Variationen“ in der Verwendung.

Dabei gibt es in der Praxis eine Reihe von fachlichen Bezeichnungen, die mit diesen beiden Begriffen im Zusammenhang stehen. Dazu nachfolgend einige ergänzende Hinweise und entsprechende Wortverbindungen, die wir zur fachlichen Information ergänzen wollen.

Begriffe im Produktionsprozess

Passer

  1. „Bildpasser“ nach MedienStandard Druck 2018: Im Farbdruck das zu erreichende Ziel, d.h. das exakte, gleichmäßige, positionsgenaue Über- oder Nebeneinanderdrucken der einzelnen Druckfarben (eines „Bildes“). Nach MedienStandard Druck 2018 sollten im Offsetdruck Abweichungen maximal 80 µm bei allen Rasterweiten nicht überschreiten. Für den Flexodruck und den Digitaldruck gelten spezielle Toleranzen.
  2. Einflussfaktoren auf den (Bild-)Passer bei verschiedenen Druckmaschinensystem im Bogendruck in unterschiedlichen Konfigurationen sowie analog dazu auch im Rollendruck), z.B.
    • Druckmaschine, Maschinenpasser:
      • Anlage-, Übergabepasser (vgl. Maschinenabnahme nach bvdm/FOGRA; vgl. FOGRA, IPM, SID).
      • Passerprüfung durch eine Testdruckform mit Messelementen, z.B. Nonius-Messelement, SID-Messelemente.
      • Beurteilung von 100 hintereinander gedruckten Bogen.
      • Praxisgerechtes Auswerteverfahren: Messen mit LUCHS IV Passermessgerät (Messkopf mit Software und USB-Anschluss) und computergestütztes Auswerten.
      • Bahnführung im Rollendruck.
    • Bedruckstoff (Dimensionsstabilität)
    • Druckfarbe
    • Sujetverteilung auf dem Bedruckstoff
  3. Entsprechende Technologien
    • Manuelles Einrichten des Passers
    • Steuerungs- und Regelungstechniken

Register

Bezeichnung für unterschiedliche Funktionen und Eigenschaften bei der Herstellung von Druckprodukten.

  1. Typografie, Satztechnik, Druck:
    • deckungsgleiches Aufeinanderstehen des Vorder- und Ru¨ckseitendrucks einschließlich der Pagina z.B. bei Bu¨chern, Broschu¨ren, Zeitschriften. Vgl.: Register halten.
  2. Typografie: Register halten
    • Bezeichnung fu¨r das Einhalten der gleichen Schriftlinie (Grundlinie) bei mehreren nebeneinander und untereinander stehenden Textzeilen im Satzspiegel. Die Textzeilen in Spalten und auch auf den Doppelseiten eines Produktes sind einheitlich auf einem Grundlinienraster positioniert. Der Fließtext in der Grundschrift liegt immer auf dem Grundlinienraster.
  3. Sachbuch:
    • Stufenförmige Ausstanzungen an der Buchvorderkante fu¨r jeden Buchstaben oder ein Sachgebiet. Damit sind Informationen sehr rasch zu finden.
  4. Stichwortverzeichnis:
    • Ergänzung eines Inhaltsverzeichnisses; im Allgemeinen am Ende einer Publikation (z.B. Fachbuch). Die alphabetische Reihenfolge wichtiger Themen und Begriffe mit Angabe der Seitenzahl ermöglicht ein einfaches und schnelles Auffinden von gesuchten Informationen.
  5. Drucktechnik, Produktion:
    • Druck auf beiden Seiten des Bedruckstoffes, z. B. beim Bücherdruck. Eine z.B. nicht exakt arbeitende Bogen- oder Bahnwendung und/oder Materialverzug kann zu Registerfehlern führen, ohne dass dabei der passgenaue Übereinanderdruck der Farben eines Farbsatzes beeinträchtigt wird.
      Hinweis: Satzspiegel und Pagina stehen nicht deckungsgleich übereinander. Trotzdem kann der (Bild-)Passer auf einer Druckseite optimal sein.
    • Druck auf einer Bogenseite, z.B. bei bahnförmigem Bedruckstoff im Flexodruck (Zentralzylinderdruckwerk). Die Bahn läuft nicht exakt ausgerichtet in das Druckwerk ein, der Stand des Bildes (Position) auf der Druckseite weicht daher von einer festgelegten Stellung ab.
      Hinweis: Der (Bild-)Passer ist optimal.
  6. Drucktechnik: Registerregelung
    • Grundsätzlich: Fachlich unkorrekte, aber vielfach übliche Bezeichnung fu¨r die Passerregelung.
      Aus der Information eines Herstellers: „Registerregelungen, auch Passersteuerungen genannt, sorgen dafür, dass die einzelnen Farben im Mehrfarbendruck passgenau aufeinandertreffen.“ Dabei werden sowohl die Begriffe Passer und Register als auch die Prozesse der Regelung und Steuerung falsch verwendet.
  7. Weiterverarbeitung: registerhaltig falzen
    • Ein exakter Falz, durch den die Druckseiten (Satzspiegel) auf beiden Seiten des Druckbogens  deckungsgleich u¨bereinander stehen und der Falz exakt an den Falzmarken erfolgt.

Ausgewählte Literatur

Beuth-Verlag, Berlin; bvdm, Berlin; fogra, München; SID/PITSID, Leipzig; ipm-print, Saerbeck

Über die Autoren

Helmut Teschner ist Studiendirektor a.D., Industriemeister Druck, Dipl.-Ing. (FH) und Fachbuchautor. Aus seiner Feder stammt u.a. das bei Christiani erschienene Fachwörterbuch Digital- und Printmedien.

Oberstudienrat Walter Heitmann absolvierte ein Drucktechnik-Studium an der Universität Hamburg. Seit 1989 arbeitet er als Drucktechnik-Lehrer an der Johannes-Selenka-Schule in Braunschweig. Bis 2019 war er außerdem Workshopsprecher des Arbeitskreises Druck der LAG-Medien e.V.

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