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(10.04.2024 / sbr)

Trauriger Dichter, schweigender Denker: Paul Celan und Martin Heidegger

Am 20. April jährt sich der Todestag Paul Celans. Der jüdische Lyriker und Holocaustüberlebende setzte sich zeitlebens mit dem dunkelsten Kapitel deutscher Denkgeschichte auseinander und verarbeitete seine Erfahrungen und die von Millionen anderer Menschen in seinen Werken. Fasziniert hat ihn der Philosoph Martin Heidegger, dessen Einladung auf seine Hütte in Todtnauberg Celan im Sommer 1967 nachkam. Eine unmögliche Begegnung wie es scheint, nahm Heidegger doch nachweislich die Ideologien der Nationalsozialisten bereitwillig an.

In ihrem Essay „Hochschwarzwald“ (KJM Buchverlag) begegnet Doris Feil vor dem Hintergrund ihrer Kindheitslandschaft den beiden ungleichen Männern. Die Autorin und sodann auch die Lesenden begleiten die beiden auf schweigsamen Fahrten in einem alten VW-Käfer, auf denen der Philosoph mit sich selbst und seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Sie fahren zu Heideggers Hütte über Todtnauberg und ins Hochmoor hinauf: Landschaft wird zum Resonanzraum des noch zu Sagenden und des Unaussprechlichen. Für beide eine Chance auf Heilung – die ungenutzt verstreicht.

Doris Feil ist im Hochschwarzwald aufgewachsen. Sie kennt die schönsten und einsamsten Bergwälder und alle Strecken ins Tal. Sie ging in St. Blasien auf eine abgelegene Jesuitenschule und konnte schließlich nach München gelangen, um Philosophie und Literaturwissenschaft zu studieren. Dort promovierte sie über erkenntnistheoretische Konzepte der Goethezeit. Anschließend arbeitete sie in der geisteswissenschaftlichen Forschung und veröffentlichte interdisziplinäre Artikel. 2010 nahm sie ihr zweites Studium der Bildenden Kunst auf, was sie mit einem Diplom der Kunstakademie München abschloss. Seitdem arbeitet sie als freie Künstlerin unter dem Namen Dos Pfeil. Heute lebt Feil mit ihrem Mann und ihrem Sohn bei Hamburg, direkt neben dem Sachsenwald, den sie täglich besucht. Am liebsten hält sie sich dort auf, wo die dunkleren Fichten wachsen und wo sie des Öfteren ausrufen kann „Hier ist es wie im Schwarzwald!“ Für ihren Text fuhr sie in ihre alte Heimat zurück, reiste mit ihrer Familie auf den Spuren von Heidegger und Celan.

ISBN 978-3-96194-235-0