In Dortmund frönt man noch der feucht-fröhlichen Tradition des Gautschens, bei der die Absolventen und Absolventinnen des ansässigen Fritz-Henßler-Berufskollegs von den Sünden ihrer Schulzeit reingewaschen werden. So etwas ist begrüßenswert. Es klingt außerdem ein wenig nach 16. Jahrhundert und darf daher keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass das Berufskolleg über eine außerordentlich moderne Ausstattung verfügt!
Das jährliche Gautschfest ist in Dortmund fester Bestandteil der Ausbildung.
Die Schule
Das Fritz-Henßler-Berufskolleg der Stadt Dortmund wird von ca. 3.000 SchülerInnen besucht und verfügt über vier Standorte, die sich über das ganze Stadtgebiet von Dortmund verteilen. Insgesamt sind ca. 120 Lehrkräfte am FHBK beschäftigt. Schulleiter ist Markus Vorspohl mit seinem neunköpfigen Leitungsteam.
Das Hauptgebäude befindet sich in der Brügmannstraße zentral in der Dortmunder Innenstadt. Die alte Kunst- und Gewerbeschule aus dem Jahr 1910 wurde aufwendig renoviert und denkmalgeschützte Elemente restauriert. 2018 konnte das Hauptgebäude wieder bezogen werden.
Die Außenstelle Bauabteilung ist ganz in der Nähe des Hauptgebäudes. Direkt daneben befindet sich das Fritz-Henßler-Haus als Veranstaltungsort für überregional bekannte Comedy- und Musikveranstaltungen.
In der Außenstelle Ruhrallee werden die Brauer und Mälzer/Brauerinnen und Mälzerinnen, Brenner/-innen und Destillateure bzw. Destillateurinnen unterrichtet.
Auf dem alten Gelände der Zeche Adolf von Hansemann in Dortmund-Mengede findet man die vierte Außenstelle. Die von der Handwerkskammer umgebaute „Zeche Hansemann“ zum Bildungszentrum Hansemann beherbergt die Abteilung Gerüstbau des Fritz-Henßler-Berufskollegs. Dort werden ca. 400 Gerüstbauer als Bundesfachklassen beschult.
Schulische und berufliche Qualifikationen sind am FHBK vom Hauptschulabschluss nach Klasse 9 bis zur Fachhochschulreife mit beruflicher Qualifikation zu erreichen.
Der schulische Teil der Dualen Ausbildung wird für eine große Bandbreite von Berufen aus dem gewerblich-technischen Bereich angeboten. Dazu gehören neben den Medienberufen auch beispielsweise die Ausbildungsberufe Dachdecker/in, Chemielaborant/in, Raumausstatter/in oder Tischler/in. In allen Bereichen stehen großzügige Unterrichtsräume, moderne Werkstätten und Labors und eine weit vorangeschrittene Digitalisierung des Schullebens zur Verfügung.
Der Fachbereich Druck und Medien
Der Fachbereich Druck und Medien betreut die Ausbildungsberufe Mediengestalter/in Digital und Print, Medientechnologe/in Druck, Medientechnologe/in Siebdruck, Medientechnologe/in Druckverarbeitung, Maschinen- und Anlagenführer/innen Druck- und Papierverarbeitung sowie die Fotografen und Fotografinnen mit insgesamt ca. 15 Lehrkräften. Der Einzugsbereich der Schule reicht in Abhängigkeit vom Bildungsgang im Westen bis ins mittlere Ruhrgebiet, im Süden bis in das Sauer- und Siegerland, im Osten bis zur hessischen Grenze und im Norden bis zum südlichen Münsterland. Die Auszubildenden besuchen in Blöcken von durchschnittlich 3,5 bis 5 Wochen die Berufsschule. Der Abstand zwischen den Schulblöcken beträgt im Schnitt 6 bis 8 Wochen. Die Fotografen und Fotografinnen werden im Teilzeitmodus mit ein bis zwei wöchentlichen Berufsschultagen besucht.
Ein fester Bestandteil der Ausbildung ist das jährliche Gautschfest, bei dem die AbsolventInnen feierlich in den Kreis der Gesellinnen und Gesellen aufgenommen und von der Schule verabschiedet werden.
Druckerei und Fotostudio
Im Hauptgebäude des Fritz-Henßler-Berufskollegs befindet sich eine städtische Druckerei. Der Betriebsleiter Herr Arlat und sein Team unterstützen Lehrer/-innen und Schüler/-innen in handlungsorientierten und ganzheitlichen Lernsituationen. Druckprodukte des Fritz-Henßler-Berufskollegs werden dort professionell umgesetzt.
Moderne Technik unterstützt in der vollstufig ausgestatteten Druckerei den Unterricht: Neben einer Heidelberger Offsetmaschine vom Typ Speedmaster 74 sind in der Druckerei ein großformatiger Epson-Tintenstrahldrucker und eine Digitaldruckmaschine Heidelberg Versafire vorhanden. Druckplatten werden in der Vorstufe über einen Fuji-Belichter hergestellt.
Die Druckweiterverarbeitung dient neben dem Finishing der schulischen Projekte auch als Prüfungsstandort. Mit einer Polar-Schneidemaschine, eine Klebebinder vom Typ Heidelberg Eurobind, einer Stahlfolder-Kombifalzmaschine und einem Sammelhefter von Müller Martini ist auch dieser Bereich komplett ausgestattet.
In der stets kreativ genutzten Siebdruckerei wurde kräftig investiert. Neben dem bereits vorhandenen Beschichtungsautomat, dem Trockenschrank und der analogen Kopiertechnik der Firmen Grünig, Bochonow und Kühnerst stellte die Stadt Dortmund nach dem Umbau der Schule in 2018 eine komplette Fertigungslinie von M&R mit CTS-Anlage, Handdruckkarussell sowie Zwischen- und E-Trocknern bereit.
Ein Handdrucktisch der Fa. Eickmeyer und eine Transferpresse runden das Ganze ab.
Auch das Fotostudio ist mit professionellem Equipment ausgestattet. Eine handgefertigte Hohlkehle, drei weitere Studioplätze, Sinar- und Hasselblad-Kameras sowie ein Bildbearbeitungsraum mit 16 Eizo-Monitoren gehören zur Ausstattung.
Stärken des FHBK
Innerhalb des Fachbereichs und auch im Austausch mit anderen Abteilungen der Schule wird fachübergreifend und schülerorientiert gearbeitet. Auch die regelmäßige Evaluation und Weiterentwicklung eines projektorientierten Unterrichts sind sehr wichtig.
Dazu werden im Unterricht zahlreiche reale Projekte umgesetzt, die von den Schülerinnen und Schülern vom Briefing bis zur Abschlusspräsentation durchgeführt werden. Beispiele für vergangene und aktuelle Projekte sind die Plakatentwicklung für das Jazz-Festival der TU-Dortmund, die Gestaltung einer Schokoladenverpackung für die Stadt Dortmund, die mehrjährige Zusammenarbeit mit der DRUPA-Gesellschaft oder die Teilnahme am „Rund ums Rad-Projekt“ der Bezirksregierung Arnsberg.
Ein weiterer Aspekt der Arbeit in den letzten Jahren ist die internationale Ausrichtung der Ausbildung. Über das Erasmus+-Programm des Fritz-Henßler-Berufskollegs ermöglicht die Schule Auszubildenden und Lehrenden, in europäischen Betrieben zu lernen und Kontakte aufzubauen, um so ihren beruflichen und persönlichen Horizont zu erweitern.
Namensgeber
Fritz Henßler ist der Namensgeber des Berufskollegs. Er wurde unter dem Namen Friedrich Wilhelm Henßler am 12. April 1886 in Altensteig, im württembergischen Schwarzwald, geboren. Er absolvierte eine Lehre als Buchdrucker und Schriftsetzer. Sein privates und politisches Wirken galt zeitlebens der Freiheit und Demokratie in Deutschland. Er trat 1905 in die SPD ein, wurde unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verhaftet und war ab 1937 im KZ Sachsenhausen interniert. Nach dem zweiten Weltkrieg war Fritz Henßler erster Oberbürgermeister der Stadt Dortmund und ab 1949 Mitglied des Deutschen Bundestages.
Fritz Henßler war Mitherausgeber der Westfälischen Rundschau. Am 4. Dezember 1953 verstarb er an den Spätfolgen der KZ-Haft.
Autor: OStR Ronald Spicks, Bildungsgangleitung Medientechnologe/-in Druck
Redaktion: sbr
Abbildungen: Fritz-Henßler-Berufskolleg