Im Rahmen unserer neuen, in Zusammenarbeit mit der LAG konzipierten Serie über deutsche Berufsschul-Standorte stellen wir Ihnen heute die Gutenbergschule BSZ der Stadt Leipzig vor - eine Schule mit einem so simplen wie effektiven Credo: „Einfach mal selbst machen!“
Eine gute Ausbildung gelingt nur, wenn das Umfeld stimmt: Die Gutenbergschule in Leipzig.
Die Gutenbergschule ist eine moderne Ausbildungsstätte für eine Vielzahl von Medienberufen im Herzen von Leipzig. Das Haus blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits 1853 wird in Leipzig die Buchhändler-Lehranstalt gegründet. Knapp 30 Jahre später folgt 1886 die Buchdruckerlehranstalt. Über die Dekaden hinweg entwickeln sich die Einrichtungen unter verschiedenen Rahmenbedingungen stetig weiter. Schließlich folgt 1992 ein Zusammenschluss der Buchhändler-Lehranstalt und der Gutenbergschule Leipzig zum Beruflichen Schulzentrum 8.
Gesamtorganisation der Schule
Aktuell umfasst die Schule vier Fachbereiche. Davon widmen sich die drei Fachbereiche Druck und Medien, Buchhändler-Lehranstalt und Büro der dualen Ausbildung. Ergänzt werden sie um die Fachoberschule mit dem Schwerpunkt Gestaltung. Im Schuljahr 2021/22 besuchen ca. 1.200 Schüler das Berufliche Schulzentrum. Die Schulleitung liegt in den Händen von Christoph Zehler und Anne Shamsan. Unterstützt wird die Schulleitung durch drei Fachbereichsleiter:innen und fünf Kolleg:innen in der erweiterten Schulleitung.
Der Fachbereich Druck und Medien
Der Fachbereich Druck und Medien betreut die Ausbildungsberufe Mediengestalter/in Bild und Ton, Mediengestalter/in Digital und Print, Medientechnologe/in Druck, Medientechnologe/in Siebdruck (1. Ausbildungsjahr), Medientechnologe/in Druckverarbeitung, Buchbinder/in und Fachpraktiker/in Buchbinderei. Der Einzugsbereich der Schule reicht in Abhängigkeit vom Bildungsgang über große Teile Sachsens, Sachsen-Anhalts und Brandenburgs. Für einzelne Ausbildungsberufe ist Leipzig auch für alle ostdeutschen Bundesländer zuständig. Die daraus resultierenden weiten Reisewege bedingen den Blockunterricht. In Blöcken von durchschnittlich 3 bis 4 Wochen besuchen die Auszubildenden die Berufsschule. Dazwischen sind sie im Betrieb. Der Abstand zwischen den Schulblöcken beträgt im Schnitt 6 bis 8 Wochen. Zur Unterbringung der Auszubildenden kooperiert die Schule mit einem Wohnheim.
Technologische Ausstattung
Die Vielzahl der technisch orientierten Medienberufe bedingt eine ebenso umfangreiche technologische Ausstattung der Schule. So verfügt die Schule über ein vollausgestattetes Fernsehstudio nebst zugehöriger Ton- und Schnitttechnik, mehrere Mac- und PC-Pools, eine vollstufige Druckerei mit Workflow, Offset-, Digital-, Siebdrucktechnik, eine Buchbinderei mit Planschneider, Falzmaschine, Klebebinder, Hefttechnik, Prägepresse und zahlreichen Kleingeräten für die buchbinderische Verarbeitung. Dass die technologische Ausstattung auf der Höhe der Zeit bleibt und mit den Anforderungen an eine moderne Ausbildung Schritt hält, ist eine zentrale Herausforderung für die Schullleitung und den Schulträger. Mit der Stadt Leipzig als Schulträger verfügt die Gutenbergschule über diese wichtige Stütze und kann in einem ständig fortgeschriebenen Ausstattungskonzept auch manche Großinvestition sicher umsetzen. Aktuell wird beispielsweise die gesamte Vernetzung der Schule überarbeitet und erweitert. Zusätzliche Unterstützung kommt an dieser Stelle auch häufig von Ausbildungsbetrieben, die durch Sponsoring von Material und Geräten den Schulhaushalt entlasten und eine „Ausstattungslücke“ auf kurzem Weg schließen.
Moderne als wichtige Säule in der Ausbildung
Die beste Ausstattung nutzt nichts, wenn sie nicht eingesetzt wird. Eine Berufsschule sollte kein Museum sein. Ob nun modernes Equipment oder auch mal historische Technik, alles muss bewegt werden. Lerninhalte sind oft besser zu vermitteln, wenn Theorie und Praxis Hand in Hand gehen. Diese Erkenntnis ist eine wesentliche Säule in der Ausbildung an der Gutenbergschule. Im sogenannten gerätegestützten Unterricht werden die Schüler:innen mit der Technik vertraut gemacht und können unabhängig vom sonst üblichen Produktionsdruck im Ausbildungsbetrieb eigene Erfahrungen sammeln und Kenntnisse vertiefen. Dabei spielt die selbstständige Tätigkeit unter Anleitung einer Lehrkraft eine tragende Rolle. Anschauen, anfassen und benutzen gehören zum täglichen Geschäft und ermöglichen die feste Verankerung von Wissen und Kompetenzen bei den Auszubildenden. Selbstverständlich gehören dazu versehentliche oder auch simulierte Fehler, denn diese bringen oft erst den gewünschten Lerneffekt. Besonders beliebt bei unseren Schüler:innen sind die Gestaltung und der Druck eigener T-Shirts. Dazu werden auch gern Überstunden in Kauf genommen.
Dieser Ausbildungsansatz benötigt die notwendigen Fachkräfte. Durch eine kluge und vorausschauende Einstellungspolitik, in einem ausgewogenen Verhältnis aus grundständig ausgebildeten Lehrer:innen und Seiteneinsteigern:innen hat die Schulleitung hier Planungssicherheit für die nächsten Jahre geschaffen.
Kooperation mit der HTWK Leipzig
Die Gutenbergschule unterhält zahlreiche Kooperationen mit weiteren Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen der grafischen Industrie. Hervorzuheben ist die seit über 10 Jahren existierende Kooperation mit der Fakultät Medien an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Die Schüler:innen absolvieren beispielsweise ein Praktikum zur Herstellung einer Flexodruckform an der Hochschule und erhalten Einblick in die wissenschaftliche Arbeit. Gern gibt die HTWK bei dieser Gelegenheit auch Einblicke in die eigene Forschungsarbeit und stellt neue Betätigungsfelder der Drucktechnik vor - eine sehr gute Plattform, um Absolventen der Gutenbergschule für ein weiterführendes Studium zu interessieren und auch den akademischen Nachwuchs der Branche zu sichern. Ein Unterfangen, das nach Einschätzung der Beteiligten gut funktioniert.
Unsere Stärken
Eine gute Ausbildung gelingt nur, wenn das Umfeld stimmt. Deshalb setzen wir von Anfang an auf eine gute Klassengemeinschaft. Mit zahlreichen Aktivitäten auch außerhalb der regulären Schulzeit versuchen wir, den Klassen das Zusammenwachsen zu erleichtern. Wir setzen auf engagierte Kolleg:innen, die nicht nur den Blick auf das eigene Fachgebiet richten, sondern auch den Blick über den Tellerrand wagen. Im Unterricht ist uns ein funktionales und professionelles Arbeitsumfeld sowie ein hoher Anteil an handlungsorientierten Lerneinheiten wichtig. Das Credo lautet: „Einfach mal selbst machen!“
Namensgeber
Wer war Johannes Gutenberg? Siehe dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Gutenberg.
Eine technologische Ausstattung auf der Höhe der Zeit: zentrale Herausforderung für Schullleitung und Schulträger.
Im Schuljahr 2021/22 besuchen ca. 1.200 Schüler das Berufliche Schulzentrum. Das Foto zeigt exemplarisch zwei.
Autor: Ronald Weidel
Redaktion: sbr
Abbildungen: Matthias Krempien, Gutenbergschule