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(10.08.2023 / sbr)

MM: Ergebnisse zum 1. Halbjahr 2023

Peter Oswald, MM CEO: „Die Entwicklung der MM Gruppe im 1. Halbjahr reflektiert die anhaltend schwache Nachfrage im Karton- und Papierbereich nach dem Rekordjahr 2022. Wie bereits Mitte Juni kommuniziert, ist der deutliche Ergebnisrückgang vor allem auf die schwache Absatzentwicklung in der Division MM Board & Paper zurückzuführen. Demgegenüber konnte die Division MM Packaging mit der erfolgreichen Integration der letztjährigen Akquisitionen im resilienten Bereich Pharmaverpackung und unter Berücksichtigung einmaliger Restrukturierungskosten eine insgesamt erfreuliche Performance verzeichnen.“

Der historisch ungewöhnliche Mengenrückgang auf dem europäischen Kartonmarkt fiel vor allem infolge der inflationsbedingten Kaufzurückhaltung bei Konsumgütern sowie des Abbaus großer Lagerbestände bei Kunden höher als erwartet aus. Darüber hinaus verzeichnete MM im 1. Halbjahr bedeutende investitionsbedingte Stillstände in den Kartonwerken Frohnleiten und Neuss. Gemeinsam mit den jährlichen Wartungsstillständen im Zellstoffwerk Kwidzyn führte dies zu einem deutlichen Mengen- und Ergebnisrückgang in der Division MM Board & Paper.

Infolge der schwachen Gesamtwirtschaft und des Rückgangs im Privatkonsum zeichnet sich aktuell noch keine Nachfragebesserung ab. Daher werden im 3. Quartal wieder bedeutende Maschinenabstellungen bei Board & Paper zur Produktionsanpassung an die Marktsituation notwendig sein. Im Lichte dessen ist eine Erholung der Ertragslage noch nicht absehbar. Zur Gegensteuerung wurde ein Profit und Cash Protection-Programm mit umfassenden Kosteneinsparungen, Working Capital-Optimierungen und Reduktionen bei Neuinvestitionen eingeleitet.

„Die Sicherung von langfristiger Wertschöpfung, Resilienz und Wachstum bei nachhaltigen und innovativen Verpackungen für Konsumgüter steht im Zentrum unseres Geschäftsmodells. Durch die Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit und Qualitätsführerschaft im Zuge unserer jüngsten Transformation sowie strategische Investitionen in wettbewerbsstarke Anlagen und Produkte ist die MM Gruppe mit einer langfristig attraktiven Perspektive sehr gut aufgestellt“, so Oswald.

Ergebnisrechnung

Die konsolidierten Umsatzerlöse des Konzerns lagen mit 2.181,4 Mio. EUR leicht unter dem Vorjahreswert (1. HJ 2022: 2.218,5 Mio. EUR). Einem vor allem mengenbedingten Rückgang in der Division MM Board & Paper stand ein akquisitions- und preisbedingter Anstieg in der Division MM Packaging gegenüber.

Das betriebliche Ergebnis reduzierte sich um 181,0 Mio. EUR von 285,0 Mio. EUR auf 104,0 Mio. EUR. Dieser Rückgang ist vor allem auf umfangreiche markt- und umbaubedingte Stillstände bei MM Board & Paper zurückzuführen. Die Operating Margin des Konzerns lag somit bei 4,8 % (1. HJ 2022: 12,8 %).

Finanzerträge beliefen sich auf 3,7 Mio. EUR (1. HJ 2022: 2,3 Mio. EUR). Der Anstieg der Fi-nanzaufwendungen von -15,6 Mio. EUR auf -24,7 Mio. EUR resultiert insbesondere aus einem höheren Zinsaufwand für Schuldscheindarlehen und Finanzierungen für die erfolgten Akquisitio-nen und organische Wachstumsprojekte. Das „Sonstige Finanzergebnis – netto“ veränderte sich vorwiegend fremdwährungsbedingt von -1,6 Mio. EUR auf -5,9 Mio. EUR.

Mit 77,2 Mio. EUR lag auch das Ergebnis vor Steuern unter dem Vorjahreswert (1. HJ 2022: 270,2 Mio. EUR). Die Steuern vom Einkommen und Ertrag beliefen sich auf 13,9 Mio. EUR nach 64,4 Mio. EUR im 1. Halbjahr des Vorjahres, woraus sich ein effektiver Konzernsteuersatz von 17,9 % (1. HJ 2022: 23,8 %) ermittelt.

Der Periodenüberschuss reduzierte sich von 205,8 Mio. EUR auf 63,3 Mio. EUR.

Verlauf des 2. Quartals

Aufgrund weiterer markt- und umbaubedingter Stillstände in der Division MM Board & Paper sowie schwächerer Nachfrage in einigen Absatzmärkten von MM Packaging lagen die konsolidierten Umsatzerlöse mit 1.059,3 Mio. EUR sowohl unter dem Wert des 1. Quartals 2023 (1.122,1 Mio. EUR) als auch dem Vorjahresniveau (Q2 2022: 1.158,1 Mio. EUR).

Das betriebliche Ergebnis des Konzerns verringerte sich auf 42,4 Mio. EUR nach 61,6 Mio. EUR im 1. Quartal 2023 und 173,9 Mio. EUR im 2. Quartal des Vorjahres. Dies ist neben dem verlängerten Umbaustillstand im Kartonwerk Neuss vor allem auf den jährlichen Wartungsstillstand im Zellstoffwerk Kwidzyn zurückzuführen. Die Operating Margin belief sich auf 4,0 % (Q1 2023: 5,5 %; Q2 2022: 15,0 %). Der Periodenüberschuss betrug 28,4 Mio. EUR (Q1 2023: 34,9 Mio. EUR; Q2 2022: 126,3 Mio. EUR).

Die Kapazitäten der Division MM Board & Paper waren im 2. Quartal geringer als im Vorquartal und Vorjahresquartal ausgelastet. Die Operating Margin betrug stillstandsbedingt -2,0 % (Q1 2023: 5,3 %; Q2 2022: 18,1 %).

MM Packaging erzielte im 2. Quartal eine solide Operating Margin von 8,6 % (Q2 2022: 8,4 %) nachdem der Wert des Vorquartals (Q1 2023: 5,2 %) durch Restrukturierungen an einem Verpackungsstandort in Deutschland belastet war.

Ausblick

Aufgrund der schwachen Gesamtwirtschaft und anhaltender Kaufzurückhaltung der Konsumenten ist für die kommenden Monate keine Erholung der Nachfrage auf unseren Endmärkten zu erwarten. Während mehrere Inputpreise gesunken sind, gab es zuletzt einen leichten Anstieg der Recyclingpapierpreise. Wie in den letzten Monaten werden auch im 3. Quartal signifikante Maschinenabstellungen zur Anpassung der Produktion an die Marktnachfrage notwendig sein.

Davon bleibt vor allem die Division MM Board & Paper besonders betroffen, in welcher zudem für das 3. Quartal ein Umbaustillstand im slowenischen Kartonwerk Kolicevo geplant wurde, dessen Umsetzungszeitpunkt aufgrund der jüngsten Überschwemmungen jedoch noch offen ist. Bei MM Packaging sehen wir vor allem im Lebensmittelbereich weiterhin reduzierte Ordertätigkeit.

MM begegnet dieser Entwicklung mit einem Profit und Cash Protection-Programm, welches umfassende Kosteneinsparungen, Working Capital-Optimierungen und Reduktionen bei Neuinvestitionen beinhaltet. Im Zentrum steht eine möglichst rasche Erholung der Margen, Reduktion der Nettoverschuldung und die Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit. Für das 3. Quartal 2023 ist jedoch weiter von einer angespannten Ergebnissituation auszugehen.

Entwicklung in den Divisionen

MM Board & Paper

In der europäischen Karton- und Papierindustrie hat sich das Marktumfeld nach dem Rekordjahr 2022 drastisch verändert. Neben dem Abbau hoher Lagerstände in der Supply Chain führte das inflationsbedingt geänderte Einkaufsverhalten bei Konsumgütern zu einem Volumenrückgang von rund 20 % am europäischen Kartonmarkt. Diese historisch ungewöhnliche Veränderung war zudem auch durch den Wegfall des russischen Marktes sowie schwache bzw. wettbewerbsin-tensive Überseemärkte getrieben.

In der Folge verzeichnete MM analog zur Gesamtindustrie marktbedingte Abstellmaßnahmen in einem bisher einzigartigen Ausmaß. Darüber hinaus kam es zu den geplanten großen investitionsbedingten Stillständen in den Kartonwerken Frohnleiten und Neuss, wobei letzterer rund drei Monate dauerte. Sie sind Teil eines umfassenden Programmes zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von MM Board & Paper bei Recyclingkarton durch effizientere, nachhaltigere sowie innovativere Produktlösungen und Prozesse.

Mit dem starken Mengenrückrückgang war eine deutliche Ergebnisminderung im Vergleich zu den Rekordwerten des Vorjahres verbunden. Der durchschnittliche Auftragsstand der Division belief sich auf 139.000 Tonnen nach 302.000 Tonnen im 1. Halbjahr des Vorjahres.

Auf den Beschaffungsmärkten sanken einige Einkaufspreise infolge des aktuell niedrigeren Bedarfes (z.B. Altpapier) gegenüber dem Vorjahr, wodurch sich jedoch der Druck auf die Verkaufspreise sukzessive erhöhte.

Die Umsatzerlöse lagen vor allem mengenbedingt mit 1.019,3 Mio. EUR um 362,9 Mio. EUR (-26,3 %) unter dem Vergleichswert (1. HJ 2022: 1.382,2 Mio. EUR). Das betriebliche Ergebnis belief sich auf 17,9 Mio. EUR (1. HJ 2022: 201,7 Mio. EUR), die Operating Margin auf 1,8 % (1. HJ 2022: 14,6 %).

Sowohl die produzierte als auch verkaufte Menge lagen mit 957.000 Tonnen bzw. 959.000 Tonnen deutlich unter dem Vorjahreswert (1. HJ 2022: 1.330.000 Tonnen bzw. 1.280.000 Tonnen).

Projektstart strategische Investition bei MM Kwidzyn, Polen auf 2024 verschoben

MM hat am 26. April die Verabschiedung eines umfassenden Investitionsvorhabens zur Steigerung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit ihres größten Karton- und Papierwerkes MM Kwidzyn in Polen mitgeteilt. Eine signifikante Energie- und CO2-Kostenreduktion sowie die erhöhte Zellstoffintegration und der Einstieg in den Markt für Sack-Kraftpapiere sollen das Werk für die Zukunft nachhaltig erfolgreich aufstellen. Die Umsetzung des Investitionsvorhabens in Höhe von rund 660 Mio. EUR, welches gewissen Bedingungen unterliegt, wurde für die Jahre 2023 bis 2026 mit Auszahlungen bis 2027 vorgesehen. Aufgrund der aktuellen Marktbedingungen verschiebt sich der Projektstart auf 2024.

MM Packaging

Auch der europäische Faltschachtelmarkt zeigte sich im 1. Halbjahr 2023 vor dem Hintergrund sinkender Kaufkraft der Konsumenten sukzessive schwächer. Hiervon war insbesondere der Bereich Lebensmittel/Food betroffen. Neben dem Abbau von Lagerbeständen entlang der gesamten Lieferkette schlugen vor allem der gegenüber dem Vorjahr rückläufige Absatz im Einzelhandel sowie fallweise temporäre Umstellungen von Karton auf günstigere Kunststoffverpackungen zu Buche.

Demgegenüber verzeichnete unser Geschäft im Premiumbereich einen insgesamt stabileren Verlauf in der ersten Jahreshälfte, wobei der Auftragseingang auch hier seit einigen Monaten in einzelnen Märkten zurückgeht. Das deutliche Wachstum von MM Packaging gegenüber dem Vorjahr resultierte insbesondere aus der Einbeziehung der Akquisitionen des Vorjahres im Bereich Pharmaverpackung, der der Verkauf der russischen Standorte gegenüberstand.

Ein wesentlicher Schwerpunkt lag demnach auf der Integration der 21 Ex-Essentra Packaging Standorte mit Steigerungen bei Qualität, Service und Produktivität, welche bisher insgesamt erfolgreich umgesetzt werden konnten. Dadurch lässt sich abermals bestätigen, dass das Unternehmen hier mit dem Turnaround und der Hebung von Synergien auf dem richtigen Weg ist. Notwendige Anpassungen im Bestandsgeschäft betrafen einen Verpackungsstandort in Deutschland, woraus im 1. Quartal Einmalaufwendungen in Höhe von rund 16 Mio. EUR resultierten.

Mit 1.263,2 Mio. EUR lagen die Umsatzerlöse akquisitions- und preisbedingt um 32,0 % über dem Vorjahreswert von 957,3 Mio. EUR. Das betriebliche Ergebnis in Höhe von 86,1 Mio. EUR (1. HJ 2022: 83,3 Mio. EUR) war insbesondere durch die erwähnten Einmalaufwendungen aber auch den Wegfall des profitablen Geschäftes in Russland beeinflusst. Die Operating Margin betrug 6,8 % (1. HJ 2022: 8,7 %).

Die produzierte Menge erhöhte sich akquisitionsbedingt um 8,4 % auf 2.073 Millionen m2 (1. HJ 2022: 1.913 Millionen m2).