P3 7-8/2022 de

Editorial

Editorial

Die schönsten Vögel sind die schlechtesten Sänger.

(Schottische Weisheit)

Liebe Leserinnen und Leser!

Ein bisschen ist dieses Editorial der verlängerte Arm der letzten Ausgabe: Eine Studie von europäischen Verbraucherschutzbehörden Ende 2020 ergab, dass 42 Prozent der 344 untersuchten Nachhaltigkeitslabels übertrieben, falsch oder irreführend waren. Außerdem evaluierte das deutsche New Climate Institute die Klimapläne von 24 großen Unternehmen – 15 davon wurden als unglaubwürdig eingestuft. Ist Klimaschutz kaum mehr als ein PR-Gag? Diese Frage wurde in den vergangenen Wochen vermehrt von der internationalen Fachpresse aufgegriffen. Wie sich zeigt, ist – vorwiegend in der Lebensmittelindustrie, letztlich aber branchenübergreifend – vieles zu hinterfragen: Projekte, die es nie gab; Wälder, die nicht existieren; gepflanzte Bäume, die doppelt und dreifach gezählt wurden; Aktionen mit zweifelhafter Wertigkeit hinsichtlich des Klimawandels („Effiziente Kocher in Ghana“); und vor allem mangelnde Transparenz seitens der Unternehmen bei gleichzeitig verwaschenen Kriterien und Vorgaben. Ja, das war wohl zu erwarten – es sind immense Summen im Spiel, da wird Gewissen oft zum Autopiloten: Im Bedarfsfall geht man auf manuelle Steuerung. Die Folge: Gütesiegel werden in Frage gestellt; und insbesondere der Begriff „klimaneutral“ hat praktisch keine verlässliche Bedeutung mehr. Dass die EU-Kommission nun im März einen Gesetzesentwurf gegen Greenwashing vorlegen will, der EU-Staaten und Unternehmen in die Pflicht nimmt, „grüne“ Aussagen auf Basis international anerkannter wissenschaftlicher Expertise belegen zu müssen, ist der logische und dringend erforderliche Schritt. Dennoch ist der Schaden erst einmal angerichtet.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

Ihr

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