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Was bedeutet eigentlich ...

Trapping vs Trapping

Bildungslücke

 

Es kann schon mal vorkommen, dass ein Fachbegriff mehrfach besetzt ist. So verhält es sich beispielsweise mit „Trapping“. Zur Unterscheidung finden sich Erweiterungen wie „Contour Trapping“ und „Ink Trapping“. Ronald Weidel von der Gutenbergschule Leipzig erläutert den Begriff. Oder muss es heißen: die Begriffe?

In der Druckvorstufe wird der Begriff Trapping bzw. Contour Trapping synonym für die deutschen Fachbegriffe Über- und Unterfüllung verwendet. Dabei handelt es sich um ein Verfahren der Reproduktion, mit dem Ziel, Druckdaten für das entsprechende Druckverfahren zu optimieren. Im Mehrfarbendruck kommt es zwangsläufig zu Positionsschwankungen zwischen den einzelnen Druckwerken. Die möglichen Ursachen dafür sind vielfältig - fehlerhafte Druckabwicklung, Dehnung des Materials durch Farbaufnahme etc.. Diese Passerdifferenzen werden für den Betrachter besonders deutlich, wenn sie zu unbedruckten Fehlstellen, sogenannten Blitzern, führen. Abbildung 1 zeigt auf der linken Seite die gewünschte Position der Farben. Auf der rechten Seite kommt es infolge von Schwankungen zum Blitzen.

Das Trapping schafft hier Abhilfe, indem aneinandergrenzende Objekte in der Kontur erweitert werden. Es entsteht ein überlappender Bereich, der Toleranzen im Druck kaschiert und Blitzer reduziert. Die Grundregel beim Trapping gibt vor, dass die hellere Farbe in die dunklere Farbe überfüllt bzw. unterfüllt wird. Abbildung 2 zeigt auf der linken Seite eine Überfüllung. Der gelbe Kreis wird mit einer erweiterten Kontur versehen. Die rechte Seite zeigt eine Unterfüllung. Der gelbe Hintergrund wird unter dem magentafarbenen Kreis erweitert. Die Stärke der Über- bzw. Unterfüllung orientiert sich am Druckverfahren. Der Flexodruck benötigt aufgrund größerer Toleranzen im Druckprozess beispielsweise eine größere Kontur als der Offsetdruck.

Im Druckprozess beschreibt der Begriff Trapping = Ink Trapping hingegen das Farbannahmeverhalten. Im mehrfarbigen Druckprozess werden Farbschichten nebeneinander und übereinander gedruckt. Während das Drucken der ersten Farbe auf eine freie Bedruckstoffoberfläche erfolgt, werden alle weiteren Farben zum Teil auch auf vorauslaufende Farben aufgedruckt. Die Bedingungen im ersten Druckwerk unterscheiden sich damit deutlich von den nachfolgenden Druckwerken. Besonders beim Nass-in-Nass-Druck wirken sich die veränderten Oberflächeneigenschaften auf die Farbübertragung aus. Durch einen feuchten Farbfilm sinkt die Anfangshaftung auf dem Bedruckstoff merklich, die nachfolgenden Farbmengen nehmen ab. Dieser Effekt lässt sich durch einen Tausch der Farbreihenfolge deutlich zeigen. Von Trapping wird in diesem Zusammenhang häufig erst dann gesprochen, wenn die gestörte Farbannahme zu sichtbaren Aussetzern im Druckbild oder Farbveränderungen führt.

Anhand des Fallbeispiels in Abbildung 3 soll dies verdeutlicht werden. Der Druckauftrag besteht aus zwei Farben (oranger Hintergrund und blaue Schrift). Gedruckt wird im Flexodruck mit wasserbasierter Farbe auf eine Wellpappe. Die geplante Farbreihenfolge sieht Orange und Blau vor. Die Schrift ist auf Überdrucken gestellt und im Hintergrund nicht ausgespart. Die Abbildung zeigt in der linken Hälfte das Ergebnis nach dem Andruck. Das überdruckende Blau bricht teilweise auf und der Untergrund scheint orange hindurch. Die rechte Hälfte zeigt das Druckergebnis, nachdem die Farbreihenfolge getauscht wurde. Neben der Veränderung der Farbmischung (die blaue Schrift wird grünlich) zeigt sich erneut ein Aufbrechen der überdruckenden Farbe. Allerdings ist der Kontrast deutlich geringer. Im vorliegenden Fall wurde die Farbreihenfolge wieder zurückgetauscht, um den korrekten Farbeindruck zu erhalten. Aufgrund der geringen Farbbelegung an der 6-Farben-Druckmaschine wurden das erste und letzte Druckwerk belegt und damit der Trocknungsweg für die erste Farbe verlängert. Das Trapping konnte durch diese Maßnahme weitgehend reduziert werden.