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Actega

Von Heiß- und Kaltfolie zu EcoLeaf

Brancheninterview

Da jedes Jahr tausende Tonnen Folienabfälle deponiert oder verbrannt werden, kann die Umstellung des Metalldekorationsprozesses ein wesentlicher Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen sein. Erste Berechnungen von Actega zeigen, dass die Verwendung ihrer EcoLeaf-Lösung zu einer Reduzierung des CO2-Fußabdrucks von mehr als 50 % im Vergleich zu Kalt- und Heißfolien führen kann. Wir sprachen mit Paolo Grasso, Sales Director, und Robert Koeckeis, Head of Product Management, Actega Metal Print.

Können Sie uns zunächst etwas über Actega Metal Print und EcoLeaf erzählen?

Paolo Grasso: Ja, natürlich. Actega Metal Print wurde im Februar 2017 gegründet. Unsere Mission ist es, die grafische Industrie mit einer nachhaltigen Metallisierungstechnologie zu revolutionieren, die die Materialmenge, den Abfall, die Kosten und die Produktionszeit für die Herstellung von dekorativen Verzierungen im Vergleich zu den heutigen konventionellen Verfahren, die hauptsächlich auf Folie basieren, deutlich reduziert. Um dies zu erreichen, erwarb der Altana-Geschäftsbereich Actega die Nano-Metallography, eine Technologie, die erstmals auf der drupa 2016 von Benny Landa, dem Gründer der Landa Group, vorgestellt wurde. Diese Technologie wird nun „EcoLeaf“ genannt.

Anschließend haben wir begonnen, die Technologie weiter für den industriellen Einsatz zu optimieren und die benötigten Geschäftsinfrastrukturen aufzubauen, um den Direktvertrieb, das Marketing und den Kundendienst zu verwalten. Zusätzlich sind wir eine globale Partnerschaft mit dem Druckveredelungsexperten A B Graphic International (ABG) eingegangen. Wir haben jetzt sechs Beta-Geräte auf dem Markt und die Kunden haben uns ein hervorragendes Feedback gegeben.

Was sind die ökologischen Vorteile von EcoLeaf?

Paolo Grasso: Ganz einfach: EcoLeaf ermöglicht eine erhebliche Verbesserung in puncto Nachhaltigkeit, da sich Folien erübrigen. Die Technologie platziert die Metallpigmente nur dort, wo sie benötigt werden, dadurch reduziert sich der Abfall mit einer erheblichen Verringerung der Kunststoffabfälle (Produktion/Verwendung/Entsorgung) und des CO2-Fußabdrucks im Vergleich zu Folientechnologien.

Die Technologie ist seit über 100 Jahren im Einsatz. Wie umweltschädlich ist das Heiß- und Kaltfolienverfahren?

Robert Koeckeis: Es ist tatsächlich ein ziemlich großes Problem, über das auch nicht viel gesprochen wird. Jedes Jahr werden Tausende von Tonnen an Folienabfällen deponiert oder in Verbrennungsanlagen verbrannt. Die üblichen Abfallentsorger können keine praktikablen Verwertungsoptionen für sperrige Folienabfälle anbieten, da die Logistik und der erforderliche Aufwand die Kosten für die meisten unerschwinglich machen. Ein Testaufbau für einen möglichen Verwertungsweg wurde durchgeführt, aber soweit wir wissen, ist er noch weit von einer EU-weiten Umsetzung entfernt.

Markeninhaber und Supermärkte üben jedoch weiterhin Druck auf die Lieferkette aus, um ihre Umweltstandards zu verbessern. Hinzu kommen gesetzliche Verpflichtungen wie die von der EU und anderen Staaten wie Italien und UK eingeführte Plastiksteuer mit dem Ziel, den Markt zu höheren Recyclingraten zu bewegen.

Kann der ökologische Vorteil von EcoLeaf quantifiziert werden?

Paolo Grasso: Ja, das ist möglich. Erste Berechnungen aus unserer Ökobilanz zeigen einen äußerst positiven Einfluss auf die Nachhaltigkeit und die Reduzierung von Ressourcen. Wir erzielen derzeit eine Reduzierung des CO2-Fußabdrucks um mehr als 50 % im Vergleich zu Heiß- und Kaltfolie.

Das ist beeindruckend. Wen haben Sie mit der Ökobilanzstudie beauftragt und was wurde dort festgestellt?

Robert Koeckeis: Wir haben Sphera Solutions mit der Durchführung der Ökobilanz von EcoLeaf beauftragt. Der CO2-Indikator, der die daraus resultierende Klimaveränderung für die Bewertung angibt, belegt, dass EcoLeaf im Vergleich zum Heiß- und Kaltfolienverfahren eine Verringerung um mehr als 50 % ermöglicht. Die Studie hat auch aufgezeigt, dass dies möglich ist, ohne dass die anderen wesentlichen Indikatoren eine zusätzliche Umweltbelastung darstellen müssen.

Können Sie uns sagen, was die funktionelle Einheit für die jeweilige Variante war?

Robert Koeckeis: Es wurde von uns 2 Produktionsbeispiele definiert:  a) 1 m2 Etikettensubstrat, flach bedruckte Fläche mit 10 % Metallisierung auf der Oberfläche, hergestellt in einem industriellen Produktionsauftrag von 100.000 Etiketten, mit und ohne Einsatz von Folienspartechniken; und b) 1 m2 Etikettensubstrat, strukturierte oder reliefartig bedruckte Fläche mit 10 % Metallisierung auf der Oberfläche, hergestellt in einem industriellen Produktionsauftrag von 100.000 Etiketten, Haptik von 20 Mikrometern, mit und ohne Einsatz von Folienspartechniken.

Welche umwelt-, aufsichts- und gesundheitsrelevanten Überlegungen haben Sie angestellt?

Robert Koeckeis: Zum einen kann EcoLeaf für Etikettenprodukte mit indirektem Lebensmittelkontakt verwendet werden. Darüber hinaus erfüllen EcoLeaf und seine Komponenten die REACH- und EuPIA-Verordnungen und sind somit auch für die Verpackungsproduktion zugelassen. Um dies zu erreichen, haben wir die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass alle verwendeten Rohstoffe der (EG) 1907/2006 REACH-Verordnung entsprechen. Das bedeutet, dass sie keine Stoffe aus der aktualisierten SVHC-Liste (Substances of Very High Concern) in einer Menge von mehr als 0,1% enthalten.

Recyclingfähigkeit: Wir haben kürzlich mit dem Recyclingexperten Interseroh zusammengearbeitet und eine vollständige Zertifizierung „Made for Recycling“ für den Einsatz von EcoLeaf in Bezug auf PP/PE/PET-Etiketten erhalten. Bei der Analyse, ob EcoLeaf magnetisierbar oder leitfähig ist, wurde festgestellt, dass die Metallisierung von EcoLeaf keinerlei Auswirkungen hat. Bei der Analyse des Grades der Nachweisbarkeit der EcoLeaf-Metallisierung auf dem Zieloberflächenmaterial nach einem NIR-Sortierverfahren wurde festgestellt, dass kein Einfluss der EcoLeaf-Metallisierung gefunden wurde.

Welches Feedback haben Sie von den ersten Beta-Kunden in Bezug auf die Vorteile der Nachhaltigkeit erhalten?

Paolo Grasso: Wir sind sehr zufrieden. Alle unsere Beta-Kunden berichten von erheblichen Nachhaltigkeitsvorteilen dank EcoLeaf. Tatsächlich hat Kolbe-Coloco, der deutsche Druckspezialist, der der erste Beta-Kunde für EcoLeaf war, vor kurzem bekannt gegeben, dass er das Beta-Programm abgeschlossen hat - mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass EcoLeaf es ihnen ermöglicht, die Nachhaltigkeitsziele ihrer Kunden hinsichtlich der Abfallreduzierung zu erfüllen.

Auch Germark, eine spanische Druckereien für hochwertige Etiketten, sagte, dass EcoLeaf es ihnen ermöglicht, nachhaltige, hochwertige Etiketten zu produzieren, etwas, das alle Marken zur Unterstützung ihrer Umweltziele suchen - dies öffnet ihnen die Tür zu neuen profitablen Geschäften. Darüber hinaus erwähnten sie, dass die Kunden das Aussehen der EcoLeaf-Etiketten sehr schätzen. Sie sagten, dass ihre Logos aufgrund des mit EcoLeaf aktivierten haptischen Bildschirmeffekts wie Diamanten glänzen, was sonst nur mit dem Einsatz von Heißfolie mit Prägung erreichbar ist. Aufgrund dieser Vorteile sind sie der Meinung, dass EcoLeaf den Einsatz von Heiß- und Kaltfolie in ihrem Produktionsprozess in Zukunft erheblich reduzieren oder möglicherweise sogar ganz abschaffen wird.

Vielen Dank für das Gespräch!

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